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Trotz, obwohl oder trotzdem?!

Trotz, obwohl oder trotzdem, die richtige Verwendung dieser drei Wörter ist besonders für Schüler/innen mit nichtdeutscher Muttersprache ein großes Rätsel. Aber auch „German natives“ können die Worte zwar richtig anwenden, den Unterschied aber trotzdem nicht erklären. Aha, TROTZDEM! Was ist denn hier passiert?

Um den Unterschied dieser drei Wörter zu begreifen, sollten wir zuallererst ihre Funktion in der Sprache verstehen: Trotz/obwohl/trotzdem treten als Teil konzessiver Satzverbindungen auf.
Noch da? Wenn du diesen komplizierten Begriff gelesen hast, dann wird es ab jetzt nur mehr einfach, versprochen! Einen Konzessivsatz nennt man auch einen „Einräumungssatz“. Hört sich schon viel weniger schlimm an, nicht? „Etwas einräumen“ bedeutet in diesem Zusammenhang nicht etwa, Dinge ins Regal zu stellen, sondern einen bestimmten Sachverhalt bzw. eine Information hinzuzufügen. Man spricht hier davon, dass durch diese drei genannten Wörter zwei Sätze verbunden werden, bei denen der erste Satz eine Aktion/Handlung beschreibt und der zweite Satz eine unerwartete Folge. Mit diesen drei Beispielen ist dies leicht zu verstehen:


Ich bin hinaus gegangen, obwohl es regnet.
Ich war sehr müde, trotzdem ging ich noch ins Fitnesscenter.
Ich hatte viel Spaß, trotz des schlechten Wetters.

Jetzt lass uns diese drei Wörter aber der Reihe nach kennenlernen.

Nebensatz: obwohl

„Obwohl“ leitet einen Nebensatz ein.

ACHTUNG, „Nebensatz“ bedeutet in der deutschen Sprache nicht zwingend, dass es sich um den hinteren Satzteil handelt!

Ich bin hinausgegangen, obwohl es regnet.
Obwohl es regnet, bin ich hinausgegangen.

Beide Sätze sind grammatisch richtig, beide Male leitet „obwohl“ einen Nebensatz ein.

Aber etwas anderes ist wichtig: Bei einem Nebensatz mit „obwohl“ steht das Verb am Ende.

Ich bin hinausgegangen, obwohl es regnet.
Obwohl es regnet, bin ich hinausgegangen.

Pro-Tipp: Altertümliche Varianten von „obwohl“ sind „obgleich“ und „obschon“. Dies sind wirklich tolle Worte, obschon sie etwas ungewöhnlich klingen, nicht wahr? 😉

Hauptsatz: (aber) trotzdem     

Das Wort „trotzdem“ entspricht bedeutungstechnisch dem Wort „obwohl“. Der Unterschied zwischen richtiger und falscher Anwendung besteht in der Positionierung: Vorhin haben wir die Erklärung mit der „unerwarteten Folge“ gelernt, die den Inhalt des Nebensatzes bildet. Es kann aber auch sein, dass ich diese „unerwartete Folge“ mehr in den Mittelpunkt rücken möchte und sie daher als Hauptsatz formuliere!

Ich habe gründlich aufgeräumt, trotzdem fand ich meine Brille nicht.

Wir haben hier nun ZWEI aneinandergereihte Hauptsätze. Damit es beim Lesen oder Zuhören klar ist, was die „unerwartete Folge“ ist, markieren wir diesen Satz mit „trotzdem“. Im Hauptsatz ist die „unerwartete Folge“ mit „trotzdem“ markiert. „Trotzdem“ kann auch in an dritter Stelle stehen, an der Satzaussage ändert sich dabei nichts:

Ich habe gründlich aufgeräumt, meine Brille fand ich trotzdem nicht.

Pro-Tipp: Ich kann die Aussage auch noch durch ein „aber“ betonen:
Ich habe gründlich aufgeräumt, meine Brille fand ich trotzdem aber nicht.

Präpositionaler Ausdruck: trotz (+Genitiv)

„Trotz“ klingt jetzt fast genauso wie „trotzdem“. Verlockend, es nun auch genauso anzuwenden, nicht? Bloß wäre das leider falsch, aber warum?

Weil: „Trotz“ ist eine Präposition, die sich mit dem Genitiv, also dem zweiten Fall verbindet. Wenn ich das Wörtchen „trotz“ benutze, MUSS also nachher ein zweiter Fall folgen:

Trotz des heftigen Gewitters fuhr ich Fahrrad.
Ich fuhr Fahrrad trotz des heftigen Gewitters.

Siehst du den zweiten Fall? S, s, s,s? =)

Und dann möchte ich dich noch auf etwas anderes hinweisen: Der präpositionale Ausdruck wird nie durch einen Beistrich vom vorhergehenden oder folgenden Satz abgetrennt.

Pro-Tipp: Ganz sicher hast du auch schon mal jemanden so etwas sagen hören wie:
Trotz dem vielen Essen war ich hungrig.
Trotz DEM?! Wieso auf einmal….?!

Weil: Die Verwendung von „trotz“ in Verbindung mit dem Dativ, dem dritten Fall, ist umgangssprachlich vor allem in Österreich und Süddeutschland verbreitet und teilweise auch schriftlich akzeptiert bzw. übersehen. Auf der sicheren Seite bist du aber, wenn du auch im mündlichen Sprachgebrauch beim Genitiv bleibst, um dir eine Verwechslung im schriftlichen Gebrauch zu ersparen. Außerdem möchtest du vielleicht dazu beitragen, das Aussterben des bedrohten Genitivs zu verhindern =)




 

Letta Pirker